2016-10-24 13:12:00 CET
Über die facettenreichen Aktivitäten unserer Beach-Volleyball-Schiedsrichter
Drago Peslac hat eine bewundernswerte Einstellung zum Leben. Als gelernter Ingenieur könnte er viel Geld verdienen, doch vor sechs Jahren entschied sich der Kroate, lieber als Lehrer zu arbeiten. Jetzt gibt er Informatik-Unterricht. Ein Hauptgrund für diesen Wechsel war, dass Drago alter Job zu sehr mit seiner Leidenschaft kollidierte: Im Sommer arbeitet Drago Peslac als Beach-Volleyball-Schiedsrichter. Der 46-Jährige ist eine der guten Seelen, die pro Saison etwa 3.000 Spiele auf der FIVB World Tour leiten. „Das macht dich reicher als Geld“, sagt er.
Die Frauen und Männer mit den blauen Shirts und blauen Kappen kümmern sich um die Fairness auf dem Platz, aber habt ihr euch eigentlich schon einmal gefragt, was sie in der Off Season machen? Wenn er nicht gerade seiner Arbeit als Lehrer nachgeht, bastelt Drago mit Vergnügen an Oldtimern herum. Gern nimmt er sich auch Zeit, seine Vögel zu beobachten. Drago hat zwei Papageien, die er gern im Wohnzimmer herumfliegen lässt. Während der Saison fliegt er dann selbst durch die Weltgeschichte, die FIVB spendiert Flug, Unterkunft und eine Tagespauschale. Leben kann man davon nicht unbedingt, aber darum geht es Drago auch nicht: „Diese Tätigkeit verschafft mir eine andere Perspektive auf das Leben“, sagt er. Seit 2004 arbeitet er als internationaler Schiedsrichter. „Es ist ein bisschen, wie zwei Leben zu haben“, sagt er.
Die schönste Nebensache der Welt
„Manchmal frage ich mich, warum ich das eigentlich mache“, gibt Martin Karner zu. Der 39-Jährige hat einen Vollzeitjob bei A1. Als studierter Wirtschaftsinformatiker ist er verantwortlich für die Netzwerkplanung des Mobilfunkanbieters. Er hat fünf Wochen Urlaub im Jahr. Viereinhalb davon nutzt er, um wie Drago als Schiedsrichter auf der World Tour zu arbeiten. Seit 2013 leitet er internationale Wettkämpfe. „Ich hatte immer schon einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit“, sagt Karner. Doch da ist noch etwas anderes: „Da gibt es diesen Moment, wenn du draußen stehst, auf dem Center Court in Klagenfurt und das Finale pfeifst, I bekomme schon Gänsehaut, wenn ich nur daran denke.“
Während der Off Season arbeitet Martin zusätzlich als Volleyball-Trainer in Österreich. „Es ist spannend, mal auf der anderen Seite zu stehen“, sagt er. Ich muss zugeben, es kommt auch nicht so selten vor, dass ich dann als Trainer die Schiedsrichter hinterfrage“, sagt er lachend. Martin ist außerdem ein leidenschaftlicher Snowboarder, Langeweile kommt bei ihm jedenfalls nicht auf in der Off Season, im Gegenteil.
Martin hat selbst einmal Volleyball gespielt, musste aber wegen diverser Verletzungen aufhören. „Als Schiedsrichter zu arbeiten, gibt mir die Möglichkeit, weiterhin ein Teil dieses geilen Sports zu sein“, sagt er. Ähnlich denkt auch Drago. „Wir helfen dabei, Beach Volleyball in die Welt zu tragen“, sagt er. 2011 reiste er für ein FIVB-Entwicklungsprogramm nach Togo und erklärte den Menschen dort, wie man Felder aufbaut und Turniere organisiert. „Das war eine der interessantesten Erfahrungen meines Lebens“, sagt er. Viele FIVB-Schiedsrichter haben interessante Off-Court-Fertigkeiten. In der nächsten Woche stellen wir euch weitere vor.