2016-04-27 12:10:00 CET
Athletenversteher Tim Simmons wird 69 und denkt noch lange nicht ans Aufhören
Nahezu jede Woche landen die FIVB World Tour-Spieler an einem anderen Flughafen, müssen sich in einer neuen Stadt zurechtfinden und sich dort schnellstmöglich akklimatisieren, um sich auf den Wettkampf konzentrieren zu können. Wie schön ist es da, eine Konstante zu haben, die einem immer wieder ein kleines Gefühl von Heimat vermittelt. So jemand ist Tim Simmons.
„Ich kann mich immer auf sein lächelndes Gesicht verlassen, das mich bei jedem Turnier begrüßt, auf dem er arbeitet“, sagt April Ross, die gerade mit Kerri Walsh Gold beim Fuzhou Open gewonnen hat. Die US-Amerikanerin kennt den gemütlich aussehenden aus Colorado stammenden FIVB Media Delegate, der stets Crocks trägt, schon so lange sie auf der World Tour spielt.
Tim Simmons, der heute (27.4.) 69 Jahre alt wird, war in den 1970er Jahren Pressedirektor des NBA-Teams Denver Nuggets. Zum Beachvolleyball kam er 1990 über seine Funktion als Marketing Manager der Coors Brauerei, ein Sponsor der AVP Tour. 1999, stellte ihn die FIVB ein. Als derjenige, der alle Medienbelange überblickt, koordiniert und mit den lokalen Pressemanagern abstimmt, war Tim schon bei 137 FIVB World Tour Stopps in 29 Ländern.
„Kennengelernt habe ich Tim als Cola-Vernichtungsmaschine“, erinnert sich Olympiasieger Jonas Reckermann. „Seine Flüssigkeitsaufnahme bestand aus 15 Coladosen am Tag, dann kam die Zeit, in der er heimlich seinem Laster nachging, weil seine Frau ihm das verboten hat. Zum Ende meiner Zeit hat er entweder klein beigegeben oder ist selbst vernünftig geworden und hat zwischendurch auch mal Wasser getrunken.“ Neben seiner Vorliebe für Süßes hat Tim aber noch andere Qualitäten: „In dieser oft doch sehr ernsten Umgebung gelingt es ihm immer, die Stimmung aufzuhellen“, sagt die Olympiazweite von 2012, April Ross. „Er ist eindeutig ein Sonnenschein innerhalb der World Tour.“
Gleiches gilt für seine Frau Lynn. Tim und Lynn Simmons bespielen seit 41 Jahren die Medienräume dieser Welt, waren schon bei sechs Olympischen Spielen tätig. „Sie sind ein tolles Paar und ein schönes Beispiel dafür, wie man zusammen alt werden kann“, sagt Vize-Weltmeister Reinder Nummerdor. Während ihrer zahlreichen Jahre auf der FIVB World Tour, haben Tim and Lynn die Entwicklung vieler Spieler verfolgen können. „Zu sehen, wie die Menschen sich entwickeln, nicht nur als Spieler, sondern als Persönlichkeiten, das ist eine der tollsten Erfahrungen in diesem Job “, sagt Tim.
Nach acht Saisons hintereinander nahm er sich aber dennoch 2010 bis 2014 eine Auszeit und arbeitete gemeinsam mit Lynn intensiver für ESPN. Es war aber keine Trennung auf Dauer, denn 2014 holte Pressechef Richard Baker ihn zurück, als er einige Elemente im Medienteam erweitern wollte. Beim ersten Turnier nach Tim Rückkehr 2014, begannen alls Spieler für ihn zu applaudieren. „Ich war dabei, das war richtig schön zu sehen, wie alle geklatscht und gejubelt haben“, sagt Madeleine Meppelink, die in diesem Jahr Europameisterin wurde. „Normalerweise beginnt ja eine Person zu klatschen und dann fallen irgendwie alle ein, aber dieses Mal haben tatsächlich alle gleichzeitig begonnen.“
Die Athleten schätzen Tim, denn er weiß genau, welche Bedeutung jedes Spiel für den oder die Einzelne hat. „Bei jedem Spiel teile ich sowohl die Begeisterung der Sieger als auch die Enttäuschung der Unterlegenen“, sagt er. Sein Ziel sei es, dafür zu sorgen, dass jeder um die Bedeutung der unterschiedlichen Partien weiß, ob es nun eine Begegnung in der Qualifikation ist oder das letzte Spiel von Emanuel Rego an der Copacabana. Er liebt es, ben Spielern dabei zuzusehen, wie sie Besonderes erreichen: „Ich werde nie die verwunderten Gesichter von Vasso Karantasiou und Vasiliki Arvaniti vergessen, nachdem sie Juliana und Larissa Franca im Finale von Stavanger besiegten und das erste Gold für Griechenland holten. Oder die Aufregung von Doris and Stefanie Schwaigers Eltern, die 2009 zum ersten Mal aus Österreich anreisten, um zu sehen, wie ihre Töchter in Kristiansand, Norwegen um die Medaillen mitspielen“, erinnert sich Tim.
Am Mittwoch wird er zwar 69, doch das Reisen bereitet ihm immer noch Freude, genauso wie seine Arbeit vor Ort. Gemeinsam mit seiner Frau Lynn hat er bereits die Stopps in Sochi, Moskau, Antalya, Olsztyn und Olympia geplant, aber am meisten freut er sich auf die Swatch Major Series.
„Wie ich diese Reisen für die FIVB World Tour empfinde, kann am besten Louis Armstrong mit seinem Song ‚What a wonderful world’ ausdrücken“, sagt Tim. Dieses Lied wurde 1990 auf der Beerdigung seines Vaters gespielt. „Als ich neun Jahre später begann, für Beachvolleyball durch die Welt zu reisen, habe ich verstanden, warum er sich diesen Song ausgesucht hat“, sagt Tim. „Es steht sinnbildlich für eine Lebensauffassung und genauso für mein Leben."