2016-05-31 09:25:00 CET
Ein junger Trainer und seine Erfolgsgeschichte
Als Sebastian Beck 24 Jahre alt war, stellte er fest, dass seine Karriere als Beach Volleyball Spieler sich nicht so entwickelte, wie er sich das gewünscht hätte. Der Sohn einer Schweizerin und eines Deutschen ist ein Perfektionist. Halbe Sachen sind gar nicht sein Ding, also hörte er auf zu spielen. Für den Schweizer Volleyball Verband war das ein Glücksfall, denn dadurch wurde Sebastian schon im zarten Alter von 25 Jahren Trainer.
Mit den Schweizer Frauen feiert er in diesem Sommer einen historischen Erfolg: Zum ersten Mal überhaupt sind zwei Teams für die Olympischen Spiele qualifiziert. Isabelle Forrer und Anouk Vergé-Dépré belegen derzeit mit 4.640 Punkten Rang elf in der Olympia-Rangliste, Nadine Zumkehr und Joana Heidrich sind 13. mit 4.620 Punkten. „Das ist eine große Sache für den Schweizer Volleyball“, sagt Nadine.
Lohnende Investitionen
Die 31-Jährige Nadine Zumkehr ist derzeit die erfahrenste Nationalspielerin. „Die gesamte Entwicklung, die ich mitgemacht habe, ist super spannend“, sagt sie. Dazu gehören viele Veränderungen, die unter anderem Sebastian Beck in den vergangenen Jahren initiiert hat. Als Nadine 2012 mit Simone Kuhn an den Olympischen Spielen in London teilgenommen hat, gab es außer Sebastian keinen Trainer für die Schweizer Frauen. Der wollte aber mehr Expertise und professionelle Strukturen, also holte er in Absprache mit dem Verband den ehemaligen Europameister Christoph Dieckmann sowie Florian Karl aus Deutschland. Seit 2014 gehört außerdem der deutsche Mentaltrainer Lothar Linz zum Trainerstab, der Julius Brink und Jonas Reckermann 2012 zum Olympiasieg verholfen hatte. „Ein paar Sprüche aus Deutschland habe ich dann schon bekommen“, sagt Sebastian lachend.
Die Ergebnisse zeigen aber, dass die Investitionen sich durchaus gelohnt haben. Joana Heidrich und Nadine Zumkehr besiegten beim Grand Slam Moskau die amtierenden Weltmeisterinnen Agatha Bednarczuk und Barbara Seixas aus Brasilien und beendeten das Turnier auf Rang fünf. Schon zuvor erreichten sie vier Platzierungen unter den besten Fünf. Die bisherigen Höhepunkte waren die Goldmedaille in Sotschi (Russland) und die Bronzemedaille in Fuzhou (China). „Es läuft gerade gut bei uns, wir haben eine Menge Spaß auf dem Court“, sagt Nadine.
Vorfreude auf Heimturniere
Bis zu dieser Saison gab es keinen Schweizer Damensieg bei der FIVB World Tour ohne die 31-Jährige auf dem Podest. In Xiamen gewannen dann Isabelle und Anouk ihren ersten Titel. „Das ist etwas, das ich gern in Kauf nehme“, lacht Nadine. „Es ist schön zu sehen, dass wir mit unserem Projekt inzwischen ganz gut mit der erweiterten Spitze mithalten können.“
Jetzt freut sie sich erst einmal auf die Europameisterschaft, die vom 1.-5. Juni in ihrem Heimatland in Biel stattfindet. „Für mich ist das eine super spezielle EM“, sagt Nadine. Gleiches gilt für das Gstaad Major. Im Rahmen dieses Turniers, das vom 5.-10. Juli ebenfalls in der Schweiz stattfindet, werden außerdem die Gruppen für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ausgelost. Der Swatch Major Series Tour Stopp in Gstaad ist daher mit besonderem Augenmerk zu betrachten. Nach dem fünften Platz beim Grand Slam in Moskau sind Nadine und Joana genau wie Isabelle und Anouk rein rechnerisch fix für Olympia qualifiziert, ihre Namen werden also im Topf sein. „Das ist schön, so haben wir weniger Druck und können die Heim-EM und das smart Major Hamburg richtig genießen“, freut sich Nadine. Beide Turniere zählen noch in den Qualifikationsprozess für Olympia.
In der Breite sei das bislang eine der besten Spielzeiten der Schweizer Damen, sagt Sebastian. Zufrieden ist der 33-Jährige Nationaltrainer deshalb aber noch lange nicht. „Ich glaube, das passiert auch nie“, sagt er. Er ist eben ein Perfektionist – und vielleicht ist genau das die Basis der Schweizer Erfolgsgeschichte.