2016-06-28 12:35:00 CET
Dank Nerven aus Stahl und Selbstgesprächen erspielen sich Xandi Huber und Robin Seidl ihre erste Olympia-Teilnahme
Irgendwann kommt das Glück zurück
21:19, 21:17 siegten Huber/Seidl am Ende gegen Dries Koekelkoren and Tom van Walle aus Belgien und sicherten Österreich damit ein zweites Rio-Ticket. "Das ist so zach, irre, irre“, sagte Robin immer wieder. Vor vier Jahren spielten halfen er und Xandi Clemens Doppler und Alexander Horst den österreichischem Olympiaplatz beim FIVB World Cup Olympiaqualifikationsturnier in Moskau zu erspielen, nachdem sie beim Continental Cup der CEV den vierten Platz belegt hatten. Damals entschied sich der Österreichische Volleyball-Verband aber dafür, Doppler/Horst nach London zu schicken.
Dieses Mal sind Huber/Seidl definitiv dabei: „Nachdem wir die Regelung haben, dass wir über die Weltranglistenpunkt entschieden, welches Team nach Rio fährt und Huber/Seidl alle Spiele beim Continental Cup gewonnen haben, wäre man ja bescheuert, wenn man sie nicht schickt“, sagte ÖVV-Präsident Peter Kleinmann. Am Dienstagnachmittag trifft der Verband die Entscheidung offiziell, „aber es werden zu 100 Prozent Huber/Seidl fahren“, sagte Kleinmann am Montag.
Damit bewahrheitet sich einmal mehr, was der ehemalige Trainer von Huber/Seidl, der Austalier Tristan Boyd immer wieder sagte: „What goes around comes around“, was soviel heißt wie: „Mal gewinnst du und mal verlierst du, das Glück kommt irgendwann zu dir, wenn du immer wieder dafür arbeitest.“ Dieses Mal waren Doppler/Horst bereits über die FIVB World Tour qualifiziert, Thomas Kunert/Christoph Dressler spielten mit Huber/Seidl den Continental Cup. Sie besiegten die Türken Murat Giginoglu/Volkan Gögtepe im Viertelfinale. In allen anderen Begegnungen mussten Huber/Seidl aber jeweils zweimal spielen, im ersten Spiel und im Golden match – und sie legten eine beispielhafte Siegesserie hin. All die Teams, gegen die sie in den vergangenen Monaten bei diversen Turnieren verloren hatten, darunter der Olympiadritte Martin Plavins mit Partner Haralds Regza aus Lettland oder die Russen Dmitri Barsouk und Nikita Liamin , besiegten sie in diesem entscheidenden Wettbewerb. „Wir haben alles darauf ausgerichtet, zu diesem Zeitpunkt unseren Leistungshöhepunkt zu haben“, sagt Robin. „Für mich war es schon die gesamte Saison schwer, mich auf die anderen Turniere zu konzentrieren.“
Kurz vor dem Nervenzusammenbruch
Dabei hätte das Turnier im Achtelfinale bereits beendet sein können. Die Letten Plavins/Regza hatten bereits zwei Matchbälle, die Huber Seidl aber abwehrten. „Das war das beste Spiel, an dem ich jemals teilnehmen durfte“, sagt Xandi. „Als wir das gewonnen hatten wusste ich, dass wir es ganz weit vor schaffen können.“ Dann hieß der Gegner plötzlich Belgien und die Möglichkeit schien so nah, der Sieg so machbar. „Das war so Nerven aufreibend, da kann man ja eigentlich nur verlieren“, erklärt Xandi. Er und Robin konnten jedenfalls kaum schlafen. „Vor dem Golden match war ich schon um 6.20 Uhr spielbereit. Immer dieses Hinfiebern auf das Spiel, das war echt schlimm. Länger hätte ich es auch nicht geschafft, dann wäre ich mental zusammengebrochen“, verrät Robin.
Genauso erging es der Familie und den Freunden der beiden, die auf ihren mobilen Geräten den Spielverlauf im Ticker und Stream verfolgten. Nach dem Erfolg kullerten nicht nur bei den beiden Athleten auf dem Spielfeld einige Freudentränen.
Am Montag konnten Xandi und Robin ihre Liebsten dann auch endlich in Klagenfurt in die Arme schließen und ein bisschen feiern – aber nur kurz, denn am Donnerstag starten sie im Hauptfeld beim Poreč Major. „In Poreč, heißt es erst einmal genießen. Endlich können wir mal ganz befreit spielen und das tolle Event genießen“, freut sich Robin. Die Planungen für Rio starten sie nach der Kroatien-Reise.