2016-10-18 11:47:00 CET
Über Herausforderungen und die schönen Seiten einer Spieler-Trainer-Beziehung
Wenn man Simon Nausch (38) fragt, wann er mit Marketa Slukova (28) zusammengekommen ist, lässt die Antwort nicht lange auf sich warten. „Das war am 10. April 2009“, sagt der Österreicher wie aus der Pistole geschossen. Marketa lächelt anerkennend. Damals waren sie beide noch Spieler der FIVB World Tour. Seit dem 13. September 2016 heißt die tschechische Nationalspielerin Slukova-Nausch. Das Paar hat die Off Season wie so viele andere Beachvolleyballer genutzt, um zu heiraten. „In guten wie in schlechten Zeiten“, bekommt bei dem jungen Ehepaar noch eine besondere Bedeutung, denn Simon ist außerdem Marketas Trainer.
„Ursprünglich wollte ich das gar nicht“, sagt er. Die beiden waren schon fast ein Jahr zusammen, als er begann öfters beim Training in Prag zu helfen, weil Marketa und ihre damalige Partnerin Kristyna Kolocova oft allein trainierten. „Wir haben ihn sehr überreden müssen“, verrät Marketa. „Ich hatte Bedenken, dass andere der Meinung sind, ich versuche jetzt irgendwie über meine Freundin mich auf der FIVB World Tour zu profilieren, was mir ja als Spieler nicht unbedingt gelungen ist“, sagt Simon. Die Bedenken stellten sich aber als unbegründet heraus, das Trio feierte schnell Erfolge.
Kolocova/Slukova wurden 2010 als Rookie of the Year ausgezeichnet, bei den Olympischen Spielen 2012 belegten sie überraschend den fünften Platz, zwei Jahre später gewannen sie ihr erstes FIVB Open in Prag und kurz darauf ihren ersten Grand Slam in Berlin. 2015 geriet die Karriere ins Stocken. Nach der WM in den Niederlanden trennte sich das Duo. Simon blieb als Trainer an Marketa‘s Seite. „Aber nicht, weil wir zusammen sind, sondern vor allem, weil ich ihn als Trainer respektiere, und weil ich wusste, dass er mich und meine neue Partnerin voranbringen kann“, sagt Marketa. Mit Barbora Hermannova gewann sie das Open in Antalya, die Silbermedaille bei der Europameisterschaft in Biel und qualifizierte sich innerhalb eines Jahres erneut für die Olympischen Spiele.
Trainer-Spielerbeziehungen sind nichts Ungewöhnliches. Auf der FIVB World Tour gibt es einige davon, auch wenn nicht viele gern öffentlich darüber sprechen. Denn die Konstellation birgt auch Herausforderungen. „Es ist nicht immer einfach, der Trainer und gleichzeitig der Freund zu sein“, sagt Simon. Marketa nickt eifrig. „Manchmal willst du nach einem blöden Spiel einfach nur eine tröstende Nachricht bekommen — da ich aber voll drin stecke, kann ich ihr das nicht geben“, sagt Simon. Die beiden haben sich für solche Fälle Regelungen ausgedacht: „Wenn Marketa mich mal nur als ihren Freund braucht, dann gibt sie mir ein Zeichen“, verrät Simon.
Das Versprechen von Marketa und Simon
Außerdem gibt es eine Grundregel im Hause Slukova-Nausch: „Wir haben von Beginn unserer Zusammenarbeit beschlossen, dass immer zuerst unsere Beziehung kommt, dann der Job“, sagt Marketa. „Sofern wir merken, dass es nicht mehr passt oder einen langfristig negativen Einfluss auf unser Zusammensein hat, würden wir die Reißleine ziehen.“ Momentan ist das Schlimmste am gemeinsamen Reisen für Simon, dass Marketa stets alle Socken in ihren Koffer steckt, und er dann keine mehr hat. „Ich kaufe mir schon die lächerlichsten Farben, aber sie hört nicht damit auf“, klagt er.
Darüber hinaus sehen die beiden frisch Vermählten aber viele Vorteile darin, Privat- und Berufsleben miteinander verknüpfen zu können. „Was wir alles zusammen erleben können, ist einfach großartig“, sagt Marketa. „Wir wissen es unheimlich zu schätzen, dass wir gemeinsam auf Reisen sind, während andere Kilometerweit von ihren Partnern entfernt sind, skypen, und sich Räume schaffen müssen für ein bisschen gemeinsame Zeit.“ Simon und Marketa sehen sich zwangsläufig täglich, wobei Simon betont, dass sie während eines Turniers oftmals gar nicht so viel privat kommunizieren. „Ich werte ja vor allem die Spiele aus, muss analysieren und Gegner vorbereiten.“ Manchmal spricht er dabei sogar mehr mit Partnerin Barbora. „Vielleicht ist das so, weil man unterbewusst glaubt, etwas kompensieren zu müssen“, überlegt er. „Vor allem geht es mir aber darum, dass ich für beide der bestmögliche Coach sein will.“ Dass die Dritte im Bunde sich bei so viel Vertrautheit nicht ausgeschlossen fühlt, ist natürlich auch immer mal wieder ein Thema. „Aber wir reden da sehr offen“, sagt Marketa. „Und wir waren ja auch schon zusammen, bevor Simon mein Trainer wurde, das heißt, sowohl Kristyna als auch Barbora wussten, worauf sie sich einlassen.“ Während eines Turniers versuchen sie, es so zu handhaben, dass Marketa mit ihrer Partnerin ein Zimmer teilt, während Simon allein wohnt, auch damit er nachts die Videos analysieren kann. „Ich frage sie oft, ob sie nicht ein Zimmer zusammen nehmen wollen“, sagt Barbora. „Ich will ja auch, dass meine Partnerin glücklich ist, und ich würde auch mit meinem Freund ein Zimmer teilen wollen, wenn ich ihn dabei hätte. Insgesamt haben wir eine sehr gute Balance im Team, ich fühle mich jedenfalls keineswegs wie das fünfte Rad am Wag oder so“, sagt sie lachend. „Das Tolle ist, dass es jedes Jahr besser wird zwischen uns und nicht andersherum“, schwärmt Simon.
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Ihre Liebe haben sie am 13. September auf einer Farm in Arkansas in den Bund der Ehe geführt. „Es war unheimlich romantisch dort, man konnte den Sternenhimmel sehen, und wir haben ohnehin eine besondere Beziehung zu der Farm, weil die engen Vertrauten unseres Teams gehört, die uns vor einem Jahr einmal extra ein Beach-Volleyball-Feld hingebaut haben, damit wir dort trainieren können“, sagt Simon. Honeymoon fällt erst einmal aus, Marketa und Simon wollen die freie Zeit nutzen, um sie mit ihren beiden Hunden zu verbringen und einfach mal zu Hause zu sein. „Ich genieße das unheimlich“, verrät Marketa. Warum sie das so mag, wird schnell klar, als Simon eine pink gestrichene Wand im Schlafzimmer präsentiert: „So läuft das. Am Feld und im Turnier bin ich Headcoach, zu Hause ist Marketa der Boss, da bin ich maximal Lehrling.“