2016-07-31 09:30:00 CET
Väter formen Lettlands Goldjungen Janis Smedins und Aleksandrs Samoilovs
Andris Smedins saß auf der Tribüne beim A1 Major Klagenfurt und verzog keine Miene. Der drahtige 59-Jährige wirkte während des gesamten Finales zwischen Samoilovs/Smedins aus Lettland und den Brasilianern Guto/Saymon derart gelassen, fast schon unbeteiligt, dabei war es sein Sohn Janis Smedins (29), der Punkt um Punkt erzielte, die Goldmedaille gewann, und am Ende auch noch aus wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde.
„Ich bin wie Janis ein ziemlich ruhiger Typ“, sagte Andris nach dem Spiel. „Außerdem bin ich es schon gewöhnt, ihn so gut spielen zu sehen.“ Seit 2013 schaut Vater Smedins dabei zu, wie sein Sohn eine Goldmedaille nach der nächsten abräumt. „Er arbeitet auch sehr hart dafür“, sagt er. Andris muss es wissen. Gemeinsam mit Genādijs Samoilovs (57), dem Vater von Janis Partner Aleksandrs Samoilovs (31), trainiert er das Duo, das elf Goldmedaillen bei internationalen Turnieren gewonnen hat, seit es sich nach den Spielen 2012 zusammengetan hat. Aktuell führen Samoilovs/Smedins die FIVB World Tour mit 5.270 Punkten aus zwölf Events an. „Beide Väter formen diese fantastischen Spieler“, sagt Edgars Buls, Manager des Teams. „Sie haben sich zusammen gefunden, um diese Traumpaarung zu entwickeln.“
Bronze-Medaille brachte Beach-Volleyball-Boom nach Lettland
Im Hinblick auf Rio, das für Samoilovs/Smedins am Sonntag mit dem Rematch des Klagenfurter Halbfinales gegen Saxton/Schalk aus Kanada starten, möchte Andris keine zu hohen Erwartungen schüren. „Ich möchte keinen Druck machen und auch keine Prognosen anstellen“, sagt er. „Die ersten 16 Teams liegen so dicht beieinander, dass jeder jeden schlagen kann.“
Vor vier Jahren war es sein Sohn Janis, der alle Welt überraschte, als er sich mit seinem Partner Martins Plavins Bronze in London holte. „Das hat einen richtigen Beach Volleyball Boom bei uns in Lettland ausgelöst“, sagt Andris. Seitdem wurden drei Beach Volleyball Hallen in Riga gebaut, und viel mehr Kinder haben angefangen, zu spielen.
Eines dieser Nachwuchstalente ist Mihail Samoilovs (18), der jüngere Bruder von Aleksandrs, der am vergangenen Wochenende Bronze bei der U19 Weltmeisterschaft gewann. Irgendwann möchte Lettland, das schon bei der europäischen Tour als Austragungsort vertreten ist, auch mal ein Event der FIVB World Tour veranstalten, verrät Andris. Jetzt ist es aber erst einmal an der Zeit für ihn, seine Tasche zu packen. Das Turnier mit den 5 Ringen wird für den 59 Jahre alten ehemaligen Hallen-Nationalspieler das erste 4-Jahres-Event sein, das er vor Ort miterlebt.
In London war er nicht dabei. „Ich wollte nicht mitfliegen, die Jungs hatten ja nur alle zwei Tage ein Spiel“, sagt er. Das genügte Andris nicht, um als Zuschauer dabei zu sein, damals trainierte Aigars Birzulis das Duo Plavins/Smedins. Dieses Mal haben die Trainerväter Smedins und Samoilovs auch zwischen den Partien genug zu tun mit den lettischen Medaillenhoffnungen. Das Vater-Sohn-Abenteuer kann beginnen.